Trophycard






Dienstag, 23. Oktober 2012

Testbericht: Resident Evil 6


System: PlayStation 3                        Texte: deutsch
Release: 02.10.2012                          Sprachausgabe: deutsch
Genre: 3rd Person Shooter               Version: Deutschland
Entwickler: Capcom                            Altersfreigabe: FSK 18
Spieler: 1-2                                          Auflösung: bis 720p 



Wenn man an das japanische Entwicklerstudio Capcom denkt kommen einem sofort namhafte Serien wie Mega Man, Street Fighter Monster Hunter, Devil May Cry oder Breath of Fire in den Kopf. Eine weitere sehr bekannte Franchise dieses Unternehmens ist Resident Evil, von dem nun bereits der 6. Hauptteil erschienen ist. Jenes Resident Evil steht bei Fans hoch im Kurs, da es praktisch das Survival Horror Genre begründet hat. Nur ging Capcom zuletzt eher in die gegensätzliche Richtung und baute das Spiel immer mehr zu einem actionreichen Shooter um. Beim 4. Teil wurde dieser Schritt noch zu Recht gewürdigt. Teil 6 hat mit der Serie bis auf den Namen allerdings garnichts mehr gemeinsam und sorgt in der Spielergemeinde derzeit für blankes Entsetzen. Wieso ich mich den negativen Meinungen anschließe erfahrt ihr jetzt.

Story
Es gab mal eine Story in Resident Evil, die war spannend und gut inszeniert. Der Umbrella Konzern spielte dabei die führende Rolle. Durch Genexperimente wurde der gefährliche T-Virus in Raccoon City freigelassen, der aus Menschen willenlose Zombies machte. Als Mitglied des S.T.A.R.S.-Teams musste man versuchen die Epidemie einzugrenzen und Zombies und Mutanten in Schach zu halten. Teil 6 entfernt sich nicht nur von dieser Thematik, es bietet im Grunde garnicht erst eine eigenständige Geschichte. Die 4 ehemaligen Söldner Leon S. Kennedy, Chris Redfield, Ada Wong und Jake Muller starten unabhängig voneinander 4 verschiedene Kampagnen, aus denen man zu Beginn wählen kann. Teilweise werden Umbrella erwähnt und man kämpft gegen Zombies, aber es bleibt austauschbar und langweilig. Spannung kommt zu keinem Zeitpunkt auf.

Gameplay
Resident Evil 6 ist ein waschechter Shooter im Stil von Gears of War. Egal welche Kampagne ihr auswählt, bis auf das Setting unterscheidet sich der Spielablauf praktisch nicht. Ihr bewegt euch entlang der schlauchartigen Pfade vorwärts und knallt alles ab was euch an den Kragen will. Interessante Dinge wie Rätsel sucht man ebenso vergeblich wie versteckte Areale. Man muss keinen Weg zwei mal gehen. Hätte Capcom daraus einen Railshooter gemacht wie Resident Evil Umbrella Chronicles könnte man nichts dagegen sagen. So aber bleibt ein fader Beigeschmack und man will eigentlich nur, dass das Kapitel bald endet.

Negativ hinzu kommt die unpräzise Steuerung. War die "Panzersteuerung" der ersten drei Teile viel zu starr so ist sie hier viel zu übersensibel. Dazu kommt, dass man dank der schlechten Kameraperspektive kaum die Übersicht darüber behalten kann, von wo die Gegner kommen. Gepaart mit der häufigen viel zu dunklen Spielwelt und der ständigen Munitionsarmut ist das einfach nur noch nervig. Positiv muss man erwähnen, dass sich wenigstens die CPU-Begleiterin selbstständig zu helfen weiß und man somit nicht auch noch auf sie achten muss.

Dass Gruseleffekte seit Teil 5 der Vergangenheit angehören musste man wohl oder übel hinnehmen. Aber, dass die Action auf ein solch übertriebenes Niveau hochgeschraubt wurde ist wohl der Punkt, den man Capcom am stärksten anlasten muss. Stellenweise erinnert das an diverse Kriegsszenarien und passt überhaupt nicht zum Spiel.  

Grafik
Auch hier kann man sich kurz halten. Die Grafik ist eine Beleidigung für die Hardware der aktuellen Generation und nur als übel zu bezeichnen. In der Leon-Kampagne fällt sofort auf, dass Capcom an allen Enden bei den Details gespart hat. So sind Wände, Fliesen, die Kleidung und Haut der Akteure viel zu gering aufgelöst, verwaschen und selbst bei Objekten aus Holz ist nichtmal ansatzweise die Maserung zu erkennen. Effekte wie Feuer, Licht oder Schatten wirken amateurhaft und lassen keine dichte Atmosphäre aufkommen. Resident Evil 4 auf der Wii als auch Resident Evil Revelations auf dem 3DS sehen besser aus und was das für eine Konsole wie die PS3 bedeutet braucht man wohl niemandem erklären. Es ist ein Armutszeugnis was Capcom hier abgeliefert hat.

Sound 
Man könnte jetzt positiv erwähnen, dass Resident Evil 6 der erste Teil mit komplett deutscher Vertonung ist. Doch leider klingt es so unprofessionell, dass man auch hier nur enttäuscht sein kann. Die Stimmen passen nicht zu den Charakteren, wirken viel zu gestellt und aufgesetzt. Die beste Lösung ist es, auf die bessere englische Sprachausgabe umzuschalten. Ansonsten gibt es soundtechnisch wenig auszusetzen. Die musikalische Untermalung ist stimmig und die Soundeffekte wie das knarren von Holzböden und Türen sollen für unheimliche Stimmung sorgen. In diesem Bereich überzeugt das Spiel noch am meisten.

Das gefällt mir an Resident Evil 6
- Großer Umfang für ein Actionspiel
- Musik und Soundeffekte sind gelungen
- Begleiterinnen können sich gut selber helfen 


Das gefällt mir nicht an Resident Evil 6
- Jegliche Form von Horror ist nicht vorhanden
- Die Steuerung ist ungenau
- Quick Time Events nerven alle paar Minuten
- Grafisch katastrophal schlecht
- Keine Erkundung der Level möglich wegen strikter Linearität
- Eine Story ist praktisch nicht vorhanden
- Strohdumme Gegner
- Es kommt keine Spannung auf
- Spiel ist durchgehend zu dunkel   

Fazit: Was soll man dazu sagen. Die Generalprobe mit Teil 5 wurde bereits vergeigt und nun führt Capcom die Serie mit dem 6. Teil endgültig zu Grabe. Es fällt schwer, dem Spiel irgendetwas positives abzugewinnen. Was hier wie ein Verriss wirkt ist im Grunde der Tenor vieler Gamer da draußen und so ungern ich es auch zugebe, aber sie haben verdammt nochmal recht. Ich gehöre zu den Spielern, die jedem Spiel eine Chance geben, wenn ich positive Ansätze erkenne oder mir im Klaren darüber bin, dass die Entwickler ihr bestmöglichstes getan haben. Bloß hier liegt der Hund begraben, denn das Spiel stammt nicht von einem Indie-Entwickler, der wenigstens sein Herzblut mit reinsteckt, sondern von Capcom. Eines der größten und wichtigsten Studios der Welt. Gespickt mit erfahrenen Leuten. Wer dann eines seiner größten Zugpferde so gegen die Wand fahren lässt verdient nur Häme. Resident Evil 6 ist ein grauenhaft schlechtes Spiel, das nur in den Bereichen Sound, Umfang und bei der KI der Begleiterin punkten kann. Auf allen anderen Feldern versagt es völlig. Man kann nur hoffen, dass irgendwer bei Capcom noch aufwacht und sich zurück erinnert was diese Serie einmal ausgemacht hat und im 7. Teil das Ruder um 180° rumreißt. Bis dahin bleibt zu sagen, dass ich ausdrücklich vom Kauf abrate sofern ihr nicht masochistisch veranlagt seid und kann dem Spiel nicht mehr als 3 von 10 Punkten geben. Satz mit X das war wohl nix.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen